Biographie und historische Ereignisse

Ruth Kellner im Kinderwagen, 1925

1923

Am 27. Juni wird Ruth Johanna Kellner in Coburg geboren. Sie stammt aus einer alten Schauspielerfamilie. Die Eltern sind Kurt Rupli (1899–1960), Theaterdirektor und späterer UFA-Produktionschef, und die Schauspielerin Margarethe Kellner-Conrady (1899–1969).

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Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Hunger prägen das Leben der Menschen. Bei der Ruhrkrise wird das Wirtschaftszentrum Deutschlands von den Franzosen besetzt. Es wird nichts mehr produziert und die Regierung druckt viel Geld. Daraufhin kommt es zur Hyperinflation, bei der das Geld massiv an Wert verliert. Die Regierung muss eine neue Währung einsetzen, die Rentenmark. Beim Hitler-Putsch erklärt Adolf Hitler im November die Regierung für abgesetzt. Sein Marsch auf die Feldherrnhalle wird von der Polizei beendet, der Putsch scheitert.

Ruth Kellner als Schulmädchen

1924-1934

Mutter und Tochter ziehen 1924 in die Berliner Innenstadt in die Nähe des Potsdamer Platzes. Ein Jugendfreund ist der spätere Komponist und Musikdirektor Heinz Struve (1925–2015), der 2013 die Autobiografie Im Dschungel – zwischen Nazis und Stalinisten verfasste.

1926 Beginn der lebenslangen Freundschaft mit Marie-Luise Krüger (verh. Bieder)

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Nachdem die Weimarer Demokratie die Umsturzversuche von links und rechts abgewehrt hat, folgt in den Jahren von 1924 bis 1929 eine Phase relativer politischer und wirtschaftlicher Stabilität. Sie ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt künstlerischer, kultureller und wissenschaftlicher Leistungen. Doch die Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten 1925 gibt den demokratiefeindlichen Kräften die Chance, die Rückkehr zu autoritären Verhältnissen legal, unter Zuhilfenahme der präsidialen Elemente der Reichsverfassung, zu realisieren.

Geprägt ist diese Zeitspanne durch eine wahre Explosion an Kunst und Kultur, ein ekstatisches neues Lebensgefühl und neue Formen der Massenkultur. Der Ausgangspunkt für die „Roaring Twenties“ sind die USA. Von dort kommt die Jazzmusik, 1927 entsteht in den USA der erste Tonfilm. Josephine Baker ist der erste afroamerikanische Weltstar. Am 14. Januar 1926 tritt Baker erstmals in Berlin auf. Ihre Tanzdarbietungen, bei denen sie zumeist äußerst spärlich bekleidet auftritt, erregen großes Aufsehen und ziehen Auftrittsverbote, unter anderem in München und Wien, nach sich.

Das Jahr 1929 markiert das Ende einer Zeitspanne, die durch politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität gekennzeichnet ist. In Folge des „Black Friday“ mit dem Zusammenbruch der New Yorker Börse wird die Weltwirtschaftskrise ausgelöst und vermehrt ausländisches Kapital aus Deutschland abgezogen.

Am 14. September 1930 finden die Reichstagswahlen statt. Die NSDAP, die lange Zeit nur eine bescheidene Rolle gespielt hat, erzielt zuletzt bei regionalen Wahlen beachtliche Erfolge.

Das Jahr 1931 bringt bei allen Landtagswahlen weitere Erfolge für die NSDAP. Die Partei fühlt sich nun stark genug, den offenen Schlagabtausch mit der traditionellen Rechten zu suchen.

Im Februar 1932 sind die privaten Bemühungen des Österreichers Adolf Hitlers erfolgreich. Er bekommt die deutsche Staatsangehörigkeit zuerkannt. Die NSDAP ist nach der Reichstagswahl zum ersten Mal stärkste Fraktion. In Deutschland bahnen sich Veränderungen großen Ausmaßes an.

Am 30. Januar 1933 wird Hitler Reichskanzler. Bereits am 1. Februar 1933 löst er den Reichstag auf und setzt Neuwahlen für den 5. März an, die dritten Reichstagswahlen in sieben Monaten. Innerhalb weniger Monate beseitigt sein Regime mit Terror, Notverordnungen, dem Ermächtigungsgesetz, Gleichschaltungsgesetzen, Organisations- und Parteiverboten die Gewaltenteilung, die pluralistische Demokratie, den Föderalismus und den Rechtsstaat. Politische Gegner werden in Konzentrationslagern inhaftiert, gefoltert und ermordet.

1934 lässt Hitler im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ politische Gegner und potenzielle Rivalen in den eigenen Reihen ermorden. Hindenburgs Tod im August 1934 nutzt er, um das Amt des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers vereinen zu lassen, und regiert ab da als Führer und Reichskanzler.

Film

Ruth Kellner und ihre Mutter im Grunewald in Berlin, 1936

1935-1940

1935 Umzug nach Berlin-Karlshorst. Schülerin am Karlshorster Lyzeum (ab 1938 Marie-von-Ebner-Eschenbach-Schule). Sie schließt mit dem »Einjährigen« (Mittlere Reife) ab.

1936 während der Olympischen Spiele in Berlin musste sie zusammen mit ihren Mitschülerinnen gymnastische Übungen auf dem Maifeld vorführen. Tief beeindruckt war sie von den überragenden Siegen des US-amerikanischen Athleten Jesse Owens.

1939 Besuch der Privaten Kunstschule des Westens von Emmy Stalmann in der Kantstraße 154 A in Berlin-Charlottenburg (bis 1941).

An der Kunstschule unterrichtet seit 1937 Hans Scholz (1911–1988) als Nachfolger von Gerhard Ulrich (1903–1988). Mit ihm verbindet sie eine lange Freundschaft. 1955 erscheint von ihm der Erfolgsroman Am grünen Strand der Spree, dessen Verfilmung bei seiner Ausstrahlung im Fernsehen 1960 zum Straßenfeger wird und u. a. auf das Leben von Ruth Baumgarte anspielt.

Mit ihrer Mutter zieht sie 1939 in die Rheingoldstraße 32 nach Berlin-Karlshorst, wo sie häufig auch ihre Tante Anna-Marie Schubert mit deren angenommenem Sohn Dieter trifft.

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Seit 1935 darf im deutschen Rundfunk keine Jazz-Musik mehr gespielt werden. Durch das sogenannte Führerprinzip und die neue Deutsche Gemeindeordnung wird der letzte Rest Demokratie auch auf kommunaler Ebene beseitigt. Die Wehrmacht wird aufgebaut und die Allgemeine Wehrpflicht zur Aufrüstung der deutschen Streitkräfte wird wieder gesetzlicher Bestandteil.
Die „Nürnberger Gesetze“, die die deutsche Herrenrasse von allen niederen „Elementen“ unterscheidet, sind der Gipfel der Menschenverachtung. Deutschland geht einen Weg, der auf diktatorische Macht ausgerichtet ist.

Vom 1. bis 16. August 1936 finden die XI. Olympische Spiele in Berlin statt.

In Spanien tobt 1937 weiterhin der Bürgerkrieg. Das deutsche Flugzeuggeschwader „Legion Condor“ zerstört durch einen Luftangriff die Basken-Stadt Guernica.
Die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ präsentiert Werke namhafter Maler, um dem Volk zu zeigen, wie Kunst nicht sein soll.
Der Staatsbesuch des italienischen Diktators Mussolini in Deutschland wird zu einer Propaganda-Veranstaltung enormen Ausmaßes. Hitler und Mussolini wollen ihren Gesinnungsgenossen Franco im Spanischen Bürgerkrieg unterstützen.

1938 wird der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen. Etwa 65.000 deutsche Wehrmachtssoldaten marschieren im Nachbarland ein. Die schwerbewaffneten Nazi-Truppen werden jubelnd begrüßt. Begeistert sind auch die Menschen im Sudetenland, als im Oktober die deutsche Wehrmacht einmarschiert. Dieser Einmarsch wurde durch das „Münchner Abkommen“ legalisiert.
Die grauenvollen Machenschaften der Nazis im Deutschen Reich finden in der Reichspogromnacht einen weiteren Höhepunkt. Die Zerstörung von Geschäften, jüdischen Institutionen und Synagogen macht die Nacht vom 9. zum 10. November zur sogenannten „Reichskristallnacht“.

Am 1. September 1939 folgt der Überfall auf Polen und damit der Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Der Zweite Weltkrieg dominiert 1940 den deutschen Alltag. Die Bevölkerung lässt sich zum großen Teil von den Eroberungsplänen Adolf Hitlers mitreißen. Siegesmeldungen reißen nicht ab und verursachen einen fragwürdigen Freudentaumel, während in Deutschland neue Konzentrationslager gebaut werden.
Der italienische Diktator Mussolini und der deutsche Führer Hitler vereinbaren eine Allianz gegen Großbritannien und Frankreich. Dänemark und Norwegen werden von deutschen Truppen besetzt und im Westen beginnt der Blitzkrieg gegen Frankreich. Im Mai haben bereits die ersten deutschen Bomben das niederländische Rotterdam zerstört. Deutsche Luftangriffe eröffnen den Krieg gegen Großbritannien und in Warschau wurden alle noch 400.000 lebenden Juden in ein Ghetto gesperrt.
In den USA hat derweil eine der mutigsten Filmsatiren jener Zeit ihre Uraufführung – „Der große Diktator“ mit Charlie Chaplin in der Titelrolle.

Unterricht bei Gerhard Ulrich an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste in Berlin

1941

Beginn des Studiums der Freien Graphik und Malerei an der Staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin (bis 1944) bei den Professoren Gerhard Ulrich, Kurt Wehlte, Wilhelm Tank, Hermann Franke und Carl Michel. Während des Studiums entstehen Akt- und Porträtzeichnungen, sowie erste Werke mit Arbeitermotiven und Illustrationen.

Während der Kriegsjahre beobachtet sie Deportationen von Verfolgten der NS-Diktatur.

Während ihrer Studienzeit arbeitet sie von 1941 bis 1944 in den Kaskeline-Zeichentrickfilmateliers von Wolfgang Kaskeline (1892–1973). Der so genannte “UFA-Kaskeline” ist der einzige noch in Deutschland tätige jüdische Regisseur in dieser Zeit. In seinen Ateliers in Neubabelsberg versteckte Kaskeline auch Verfolgte, um sie vor dem Zugriff der Gestapo zu schützen. Dazu gehörten auch zwei Kommilitoninnen und Freundinnen von Ruth, die bei Kaskeline arbeiteten: Uta von Kardorff, geborene von Witzleben, und Lilo von der Horst, die sich immer wieder den Verhören der Gestapo stellen mussten.

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Belagerung von Leningrad von September 1941 bis Januar 1944 durch die Deutsche Wehrmacht. Über eine Million Zivilisten verhungern und erfrieren.

Weitere Informationen

Zigeuner im Regen, um 1943

1942

Spätestens in dieser Zeit begegnet sie Sinti und Roma in der Kleingartenanlage Wiesengrund in Karlshorst.

Die Arbeit Zigeuner im Regen entsteht. Nahe Karlshorst befindet sich das Sinti- und Roma-Zwangslager Berlin-Marzahn. Von hier wurden 1943 die Menschen nach Auschwitz deportiert und ermordet.

An der Akademie lernt sie Florian Breuer (1916–1994), einen Schüler von Max Kaus, kennen, mit dem sie eine jahrzehntelange Verbindung hatte. Er vermittelt ihr Einblicke in die expressive Aquarellmalerei und prägt sie damit stark.

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Zwischen 1941 und dem 8. Mai 1945 werden 5,6 bis 6,3 Millionen europäische Juden durch das NS-Regime in deutschen Konzentrationslagern im besetzten Europa ermordet. Dieser Völkermord wird erstmals mit industriellen Methoden durchgeführt. Es werden auch viele andere Menschen ermordet, wie Kommunisten, Sozialisten, Pfarrer, Systemkritiker, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, geistig Behinderte und angebliche „Asoziale“. Die genaue Anzahl der Toten ist unklar.

Ruth Busse (Zweite von links) beim Reichsarbeitsdienst, 1943

1943

Sie lernt ihre Kommilitonin Annemarie Stübler (verh. Kranz) kennen, die sie mehrfach porträtiert. Stübler lebt nach dem Krieg in der DDR. Beide bleiben in engem Kontakt.

Den Sommer 1943 verbringt sie mit dem Reichsarbeitsdienst bei Lauenburg, Pommern (heute: Lębork/Polen), zum Torfstechen. Später wird sie diese Zeit als “ausgesprochen bereichernd” bezeichnen.

Sie heiratet den Studienkollegen Eduard Alfred Gustav Busse (1914–2003) aus Bielefeld, der unmittelbar nach der Heirat an die Front zurückkehren muss.

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Nach zehntägiger Beratung teilen die Westalliierten der Presse erstmals die offiziellen Kriegsziele mit: „Bedingungslose Kapitulation Deutschlands, Italiens und Japans“. Zudem beschließen sie die Verstärkung der Luftangriffe auf deutsche Städte.

Ende Januar kapituliert Generalfeldmarschall Friedrich Paulus mit den im Südkessel eingeschlossenen deutschen Einheiten in der Schlacht von Stalingrad. Deutsche Schüler ab 15 Jahren werden als Flakhelfer zum Kriegsdienst eingezogen. Im Februar fordert NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in einer Rede im Berliner Sportpalast den „totalen Krieg“.

Sophie und Hans Scholl sowie ihr Freund Christoph Probst werden im Februar vom Volksgerichtshof unter dem „Blutrichter“ Roland Freisler als Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose wegen „Wehrkraftzersetzung“, „Feindbegünstigung“ und „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tod durch das Fallbeil verurteilt.

In der Nacht vom 1. zum 2. März findet ein erster größerer Luftangriff auf Berlin statt.

Im April beginnt der Aufstand im Warschauer Ghetto.

Im November beginnt die Luftschlacht um Berlin.

Ruth Busse als Studentin in Sonneberg, 1944

1944

Ruth Baumgarte entdeckte schon früh das Porträt als ideale Bildgattung, um ein differenziertes Bild von sich und anderen Menschen zu gewinnen. Von 1944-45 entsteht ein eindrucksvoller Porträtzyklus von Jungen und alten Männern, die zum Volkssturm einberufen wurden.

Infolge der Evakuierung der Staatlichen Hochschule in Berlin wechselt sie für fünf Monate zum Studium an die Staatliche Industrie- und Kunstgewerbeschule Sonneberg in Thüringen.

Sie bewirbt sich um einen Studienplatz an der Staatlichen Kunsthochschule Dresden, Abteilung Malerei und Plastik. Weil nur Kriegsversehrte aufgenommen werden, erhält sie eine Absage. Sie kehrt nach Berlin zurück.

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Ende Januar befreit die Rote Armee die von der Wehrmacht eingekesselte Stadt Leningrad.

Am 6. Juni landen die alliierten Streitkräfte der Anti-Hitler-Koalition am D-Day in der Normandie.

Am 20. Juli scheitert das Attentat auf Hitler durch Stauffenberg und andere.

Im August verfügt Joseph Goebbels den „Totalen Kriegseinsatz der Kulturschaffenden“. Dies hat mit Inkrafttreten am 1. September die Schließung fast aller deutschen und österreichischen Theater und Kulturbetriebe zur Folge. Künstler, die nicht auf der sogenannten Gottbegnadeten-Liste stehen, werden auch zu sogenannten „kriegswichtigen Tätigkeiten“ herangezogen.

Am 11. September überschreiten amerikanische Einheiten nordwestlich von Trier die deutsche Reichsgrenze. Im Oktober erreicht die Rote Armee die deutsche Grenze in Ostpreußen.

Atelierecke (Abends), 1945

1945

Am 3. Februar erlebt sie den schlimmsten Luftangriff auf Berlin. Am 8. Mai erfolgt die Kapitulation. Berlin-Karlshorst wird durch die sowjetische Armee zum Sperrgebiet. Sie arbeitet kurzzeitig als Pressezeichnerin für die von den sowjetischen Besatzern herausgegebene Berliner Zeitung. Mit einer Sondergenehmigung kann sie in nur wenigen Stunden, einen Teil ihrer Arbeiten aus der Wohnung in der Rheingoldstraße 32 retten. Sie zieht nach Berlin-Lichtenrade.

Begegnung mit dem Arzt Dr. Fritz Kohs, dessen Typus in mehreren ihrer Kompositionen immer wieder erkennbar ist. Es entsteht eine langjährige Freundschaft.

In Lichtenrade übernimmt sie die Leitung eines von der sowjetischen Besatzungsmacht gegründeten Jugendheims (später Lortzingclub) und arbeitet ab Juli als Zeichenlehrerin am Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Lichtenrade. Es entstehen erste Aquarellzeichnungen, darunter Knabenporträts und Atelierecke (Abends).

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Die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee erfolgt am 27. Januar.

Die Altstadt von Dresden wird vom 13.-15. Februar 1945 bei Luftangriffen der Royal Air Force und US Air Force nur wenige Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs weitgehend zerstört. Rund 25.000 Menschen sterben.

Kapitulation Deutschlands in Reims und Karlshorst am 8. und 9. Mai.

Ruth Busse, 1946

1946

Anfang des Jahres siedelt sie zur Familie ihres ersten Mannes nach Bielefeld über und ernährt allein ihre Familie, die ihr nach Bielefeld nachreiste. Sie pendelt aber regelmäßig nach Berlin.

Die Ehe mit Eduard Busse wird geschieden.

Sie lernt den Feuilletonchef der Freien Presse in Bielefeld, Dr. Steff Koch, kennen.

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In Deutschland erreicht die im Potsdamer Abkommen vereinbarte Entnazifizierung ihren ersten Höhepunkt im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, der mit mehreren Todesurteilen und einer Reihe von Haftstrafen für die Größen des NS-Staates endet. In den nächsten Monaten erscheinen die Wochenzeitung Die Zeit und die Tageszeitung Die Welt. Im Mai wird die erste Leipziger Messe nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnet.

Der Zusammenschluss der Besatzungszonen der zukünftigen Bundesrepublik Deutschland auf Vorschlag der USA wird durch Frankreich und die Sowjetunion verhindert.

Ende September findet die Verkündung der Urteile im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher statt. 

Frühes Selbstbildnis, um 1947

1947

Geburt des Sohnes Thomas Christian Busse.

Auftakt ihrer Karriere als Illustratorin, Grafikerin und freischaffender Malerin. Es entstehen Illustrationen für Zeitungen und Magazine wie der linksgerichteten Freie Presse (1949–1953) und Magazin der Hausfrau (1949–1954). Sie gestaltet eine Reihe von Kinder- und Jugendbüchern, aber auch Belletristik, wie etwa Werke von Alfred Döblin und Oscar Wilde.

Verbindung zu den Bielefelder Buchhändlern Erich Vogel (1906–1956) und Otto Fischer (1907−1995) sowie dem aus dem KZ Theresienstadt zurückgekehrten Rechtsanwalt Albert Daltrop (1886–1977).

Erste öffentliche Ausstellungsbeteiligung mit Tuschzeichnungen an der Ausstellung Deutsches Buchschaffen in Bielefeld. Sie tritt dem Landesberufsverband Bildender Künstler Nordrhein-Westfalen bei und nimmt bis 1952 an zahlreichen Gruppenausstellungen teil.

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In dem mit einer Kältewelle einhergehenden extrem kalten Hungerwinter 1946/47 mangelt es an Nahrung, Heizmaterial und vielem anderem.

In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) geht die Entwicklung zu einer Umgestaltung der Gesellschaft ebenfalls weiter. Die kommunistisch ausgerichtete SED ist die dominierende Kraft im Land. 1947 werden auch auf wirtschaftlichem Gebiet wichtige Weichen gestellt; so wird die Deutsche Wirtschaftskommission eingerichtet, die das Wirtschaftsleben in der SBZ zentral von Ost-Berlin aus steuert. Da unterdessen in den Westzonen Deutschlands das Wirtschaftsleben auf kapitalistischer Grundlage wiederaufgebaut wird, gestaltet sich eine einheitliche Wirtschaftspolitik für Deutschland zunehmend als unmöglich. Angebote der USA, mit der Marshallplan-Hilfe auch osteuropäische Staaten und die SBZ zu unterstützen, werden von der Sowjetunion als westliche Propaganda gewertet.

Der Sommer wird extrem heiß (Jahrhundertsommer); es gibt Missernten. Viele Menschen sterben an Mangelernährung und ansteckenden Krankheiten.

Ein weiterer sehr kalter Winter 1947/48 verschärft die Situation der Menschen weiter.

Ruth Busse und der Schauspieler Hans Wintrath, um 1950

1948-1951

In den Jahren 1947 bis 1948 ist sie stark in der Kultur- und Theaterszene engagiert. Der Schauspieler Hans Wintrath (1905–1965) wird ihr wichtigster Begleiter und später zu einem engen Freund, Patenonkel ihres Sohnes Thomas und der Familie Baumgarte.

Sie begegnet dem schwedischen Unternehmer Carl Erik Pihl (1914–1970) und reist mit ihm u. a. nach Paris. Es verbindet beide eine lebenslange Freundschaft.

Mit dem Bühnenbildner Johann Wenzel Minarik (1925-1999), der später u. a. an der Münchner Staatsoper tätig ist, hat sie eine kurze Beziehung.

Sie lernt den Unternehmer Hans Baumgarte bei einer eigenen Ausstellung mit Kinderporträts kennen und porträtiert dessen beiden Söhne aus erster Ehe.

Von 1950 bis 1953 reist sie gemeinsam mit Hans Baumgarte mehrmals an den Bodensee.

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1948 tritt der angekündigte Marshallplan in den Westzonen Deutschlands in Kraft. Die USA stellen 550 Millionen Dollar in Form von Krediten und Rohstoffen zur Verfügung.

Die Sowjetunion erhebt Anspruch auf die gesamte Stadt Berlin, in der sie bis dato nur eine Besatzungszone verwaltet. Als die Währungsreform von den Westalliierten in dem Jahr realisiert wird, die ausschließlich für die Westzonen und die Westsektoren Berlins gilt, wird von der sowjetischen Besatzungsmacht eine Blockade errichtet, um die Versorgung Westberlins über Autobahnen und Wasserwege zu verhindern.
Die Alliierten versorgen die Stadt fortan aus der Luft. Die Berlin-Blockade ist ein Akt der Solidarität und gleichermaßen ein harter Machtkampf im Kalten Krieg. Bis zum Jahresende erreichen 100.000 Flugzeuge Westberlin.

1949 gibt es keine Hoffnung auf ein einheitliches Deutschland mehr. Am 23. Mai wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet und am 7. Oktober entsteht die DDR. Von der Westseite wird die Staatsgründung der DDR nicht anerkannt. Zwei Staaten auf deutschem Boden sind nicht im Sinne der Menschen und auch nicht der westlichen Politik. Die Gründung der Bundesrepublik wird von der Sowjetunion missbilligt, weil damit gegen bestehende Verträge verstoßen wird. Die Gründung der DDR wiederum ist den Westalliierten ein Dorn im Auge.
Viele Menschen ziehen von Ost nach West, weil sie im Westen bessere Lebensbedingungen vorfinden. Abgesehen von den politischen Gegebenheiten sind die Deutschen auf beiden Seiten nach wie vor damit beschäftigt, die Folgen des Krieges zu beseitigen, die Infrastruktur zu erneuern und auf die immer noch in Gefangenschaft verbliebenen Angehörigen zu hoffen.

Die beiden deutschen Staaten entwickeln sich 1950 wirtschaftlich und politisch zusehends auseinander. Konrad Adenauer bekleidete seit 1949 das Amt des Bundeskanzlers. Im Westen Deutschland kann die Wirtschaft schnell Erfolge melden, u. a. die Abschaffung der letzten Lebensmittelkarten. Während in der Bundesrepublik eine Zeit der Heimatfilme anbrach, wurde in der DDR das Ministerium für Staatssicherheit gegründet.

1951 finden die ersten Richard-Wagner-Festspiele der Nachkriegszeit in Bayreuth über die Bühne. In Sachen Kultur erlebt das Land zu Jahresbeginn einen Schock. Hildegard Knef, die Protagonistin in dem Film „Die Sünderin“ erbost die Gemüter und beginnt damit ihre internationale Karriere.
Im Laufe der Zeit kann sich die Bundesrepublik immer mehr von der Abhängigkeit der westlichen Alliierten lösen. Die Entnazifizierung wird vor allem von der amerikanischen Seite betrieben. Die westdeutsche Justiz hingegen ahndet die Verbrechen der NS-Täter nach und nach, in dem sie Amnestien gewährt. Fast 800.000 Personen, die in die Machenschaften des NS-Regimes verstrickt sind, entkommen so ihrer vollständigen Strafe.

Film

Ruth Baumgarte in Finnland, 1952

1952

Heirat mit dem Industriellen Hans Baumgarte (1917–1999). Aus der Ehe gehen die Kinder Janine und später Alexander hervor. Der Patchwork-Familie gehören auch die Kinder aus den ersten Ehen an: Thomas, Ernst-August und Hans-Herrmann.

Die Hochzeitsreise führt sie zu den olympischen Spielen nach Helsinki und durch ganz Skandinavien.

Es beginnt eine Zeit intensiver Reisetätigkeit, u. a. durch ganz Europa, mehrwöchige Aufenthalte in Spanien und Italien. Zahlreiche Reisen in viele internationale Großstädte, immer wieder auch nach Berlin.

Es entstehen Reisebilder wie die Aquarelle Finnische Impression (1952), Blick auf den Vesuv (1955) und Istanbul (1960).

Im Auftrag der Eisenwerke Baumgarte entstehen Kalenderillustrationen (bis 1969), die zum Werkzyklus Fabrikwelten führen, die sie zusammen mit dem befreundeten Bielefelder Grafiker Werner Kuhnert umsetzt.

Für das Apollo Theater in Düsseldorf, das von ihrem Vater für die UFA geleitet wird, gestaltet sie 1952 das Cover für das Eröffnungsprogramm.

Weitere Aufträge für die freie Wirtschaft, u. a. für die Firma Dr. Oetker.

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Das Jahr ist geprägt durch den weiterhin andauernden Koreakrieg. In Europa wird mit der Montanunion die Grundlage der späteren Europäischen Gemeinschaft gelegt, die Bundesrepublik wird damit weiter in Westeuropa eingegliedert.

Ende Mai beginnt die DDR mit der Einrichtung einer fünf Kilometer breiten Sperrzone entlang der Demarkationslinie zur Bundesrepublik Deutschland. Damit startet die Zwangsumsiedlung von über 12.000 Anwohnern. Die Telefonleitungen zwischen West-Berlin und der DDR werden gekappt. Westberliner dürfen die DDR nur noch mit Genehmigung betreten.

Im Juni beginnt die Defiance Campaign gegen die Apartheid in der Südafrikanischen Union. Bereits am 6. April ist es zu Demonstrationen gekommen. Die Teilnehmer der Kampagne verstoßen bewusst gegen Gesetze der Apartheid, etwa das Verbot der Nutzung von Einrichtungen für Weiße und die Pflicht zum Tragen von Pässen. Die Idee ist, sich für das Übertreten der Gesetze verhaften zu lassen, so dass die Gefängnisse übervoll werden und damit das Justizwesen lahm gelegt wird. Die unerwarteten zahlreichen gewaltfreien Aktivitäten des zivilen Ungehorsams im Verlauf dieser Kampagne bringen die südafrikanische Regierung in eine politisch wie taktisch schwierige Lage, da gegen Zivilisten ohne Gewaltpotenzial mit polizeilichen Mitteln nur sehr schwierig vorgegangen werden kann. Obschon Tausende Akteure in den nächsten Monaten verhaftet werden, nimmt die Kampagne nicht ab.

Die XV. Olympischen Sommerspiele finden vom 19. Juli bis 3. August in Helsinki, Finnland, statt. Im November zünden US-amerikanische Kernphysiker auf dem Eniwetok-Atoll im Pazifischen Ozean die erste Wasserstoffbombe. 

Ruth Baumgarte mit Hund Nauke, 1956

1953-1959

Aus gesellschaftlichen Gründen wird ihr von ihrem Mann die Illustrationsarbeit für die politisch linksgerichtete Freie Presse untersagt.

In den Jahren 1954 bis 1961 entstehen zahlreiche Porträts, Stillleben und Theaterdarstellungen.

1956 holt Kurt Rupli, Ruths Vater, die Oper Porgy and Bess von George Gershwin während einer Welttournee nach Düsseldorf ins Apollo Theater.

Erste internationale Ausstellungen: Galeria Machico, Estoril / Portugal (1954), Galleries Dr. Khalili, Teheran / Iran (1957), Circolo Nautico, Alessio / Italien (1961).

Ab Mitte der Fünfzigerjahre jährliche Aufenthalte auf Sylt. 1956 reiste sie das erste Mal in den Iran, weitere Reisen führten sie nach Italien, auf die kanarischen Inseln und in die Türkei.

Zwischen 1957 und 1959 erste Reise nach Johannesburg / Südafrika und nach Ägypten.

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Im Jahr 1953 beginnt mit dem Tod Josef Stalins der Prozess der Entstalinisierung in der UdSSR. Sein Nachfolger Chruschtschow setzt angesichts der atomaren Pattsituation und massiver innenpolitischer Probleme auf einen Entspannungskurs. Derweil entladen sich die politischen und wirtschaftlichen Probleme in der DDR beim Aufstand vom 17. Juni 1953.

1954 sorgt in der Bundesrepublik der Präsident des Verfassungsschutzes Otto John mit seinem Abtauchen in der DDR für einen Skandal. In den USA erreicht die McCarthy-Ära mit dem Communist Control Act of 1954 ihren Höhepunkt.

Im Jahr 1955 endet die Besatzungszeit in Österreich, der DDR und der Bundesrepublik; gleichzeitig werden die beiden deutschen Staaten mit der Gründung des Warschauer Pakts bzw. der Aufnahme in die NATO fest in deren Blöcke eingebunden. Bundeskanzler Konrad Adenauer erreicht auf seiner Moskaureise die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Sowjetunion und die Heimkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen.
In Montgomery, Alabama, wird die Afroamerikanerin Rosa Parks verhaftet, weil sie sich weigert, ihren Sitzplatz im Bus für einen männlichen weißen Fahrgast zu räumen. Der darauffolgende „Montgomery Bus Boycott“ wird zur Geburtsstunde der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA.

1956 leitet Nikita Chruschtschow in der Sowjetunion die Entstalinisierung ein. Die Demonstrationen in Tiflis, der Posener Aufstand und der Ungarnaufstand werden infolge der sowjetischen Kontrolle des Ostblocks allesamt blutig niedergeschlagen.
Die drei nordafrikanischen Staaten Marokko, Tunesien und Sudan erhalten ihre Unabhängigkeit. Mit dem Aufbau der Bundeswehr und der NVA beginnt die Wiederaufrüstung der beiden deutschen Staaten.

Mit dem Sputnik-Satelliten beginnt 1957 das Zeitalter der Raumfahrt. Gleichzeitig ist er auch Ausdruck der Systemkonkurrenz zwischen USA und Sowjetunion, die sich auch in der Eisenhower-Doktrin niederschlägt. Währenddessen wird mit den Römischen Verträgen der bedeutendste Grundstein der europäischen Einigung gelegt.

1958 erlebt die Weltwirtschaft ihre erste Rezession der Nachkriegszeit. Die Bundesrepublik, mitten im Wirtschaftswunder, ist davon nur gering betroffen. 1958 (oder 1957) gilt als das Jahr, in dem in Westdeutschland eine lange Krise der Montanindustrie beginnt. Im Ruhrgebiet, mit über 10 Millionen Einwohnern die größte Agglomeration Deutschlands, werden diese Krisen besonders sichtbar. Weltweit erstarkt die Bewegung für die atomare Abrüstung. In Deutschland entsteht parallel die Bewegung „Kampf dem Atomtod“.

1959 übernehmen auf Kuba nach der Flucht des Diktators Batista die Revolutionäre unter Fidel Castro die Macht. Die Supermächte USA und UdSSR bemühen sich in Gesprächen um eine Abschwächung des Konfrontationskurses im Kalten Krieg. 

Ruth Baumgarte auf Ischia, um 1963

1960-1972

Um 1960 weitere Reisen in den Iran, u.a. nach Teheran, Ishafan und an das Kaspische Meer.

1960 stirbt ihr Vater Kurt Rupli.

1965 Tod des engen Freundes und Schauspielers Hans Wintrath.

1966/67 bekommt sie Kontakt aufgrund des Werkzyklus Fabrikwelten zur Kulturszene in Prag. Ihr wird ein Lehrauftrag an der Kunstakademie Prag angeboten.

Trennungsabsichten des Ehepaares Baumgarte. Ruth Baumgarte erwägt, nach München zu ziehen.

1969 Nach einer Irland-Reise stirbt ihre Mutter Margarethe Kellner-Conrady unerwartet.

1970 Überraschender Tod von Carl Erik Pihl.

Ihre Werke zeigen ab 1970 erstmals die gesellschaftliche Sensibilisierung für Gesellschafts- und Umweltthemen.

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1960 erlangen 18 afrikanische Kolonien die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten.
Im gleichen Jahr wird John F. Kennedy zum 35. Präsidenten der USA gewählt.

1961 Der Konflikt der Großmächte verhärtet sich, als die DDR-Staatsregierung mit dem Bau der Berliner Mauer beginnt. Ohnmächtig müssen die Bürger und Besucher Berlins zusehen wie die Sektorengrenze unüberwindbar wird. Juri Gagarin ist der erste Mensch im Weltall.

1962 erreicht der Kalte Krieg mit der Kuba-Krise einen neuen Höhepunkt. Der Weltöffentlichkeit wird die Gefahr eines globalen Atomkrieges bewusst.

1963 Ermordung von John F. Kennedy in Dallas.
Als letzte Amtshandlung unterzeichnet Konrad Adenauer, bevor er von Ludwig Erhard abgelöst wird, den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.

1964 erleichtert die DDR-Führung den Besuch von Ost- und Westbürgern.

1965 erfolgt die Urteilsverkündung in den Auschwitz-Prozessen in Frankfurt am Main.

1966 wird die Bundesrepublik Deutschland nach dem Zerbrechen der Koalition aus CDU/CSU und FDP von einer großen Koalition unter Kurt Georg Kiesinger geführt.

1967 Bei einer Demonstration gegen den Schah-Besuch wird der Student Benno Ohnesorg erschossen.

1968 Der „Club of Rome“ wird am 7. April gegründet. Der von dem italienischen Industriellen Aurelio Peccei und dem britischen OECD Direktor Alexander King gegründete private Club soll die Folgen der forcierten Industrialisierung untersuchen und warnt schon damals vor dem Anstieg des CO₂ in der Atmosphäre.
Um die Handlungsfähigkeit des Staates in Krisensituationen wie Naturkatastrophen, Aufstand und Krieg zu sichern, werden im Mai die Notstandsgesetze von der großen Koalition im Bundestag mit Zweidrittelmehrheit verabschiedet. In der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 besetzen die Panzer des Warschauer Pakts Prag und beenden den „Prager Frühling“.

Nach der Bundestagswahl 1969 ist die erste sozialliberale Koalition in der Bundesrepublik möglich und Willy Brandt wird Bundeskanzler.
Am 21. Juli 1969 betritt Neil A. Armstrong als erster Mensch den Mond.
Moskau und China bekämpfen sich am Ussuri-Fluss.
Frankreichs Präsident de Gaulle tritt zurück und Jassir Arafat wird PLO-Führer.
Krieg und Hunger in der nigerianischen Provinz Biafra sorgen für internationale Bestürzung.

1970 Mit verschiedenen Anschlagsserien tritt die linksextremistische Rote Armee Fraktion (RAF) bis 1982 in Erscheinung.

Für seine deutsch-deutsche Politik wird Willy Brandt 1971 mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Die Welt rückt enger zusammen, der Ost-West-Konflikt verändert sich.

Die vom „Club of Rome“ 1972 unter dem Titel „Grenzen des Wachstums“ veröffentlichte Studie findet millionenfachen Absatz.

Ruth Baumgarte, 1973

1973-1974

Intensive Reisen in die östlichen Pyrenäen und Auseinandersetzung mit den durch den spanischen Bürgerkrieg belasteten Regionen des Ampurdán, die schon Alma Mahler-Werfel, Walter Benjamin und Lion Feuchtwanger während ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten prägten.

1974 Einzelausstellung in der Galerie Chamoizzi, Lyon / Frankreich.

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Ölkrise: Ab 1973 werden an vier aufeinander folgenden Sonntagen die Autobahnen gesperrt, um Treibstoff zu sparen. Auslöser für den Öllieferstopp ist der Ausbruch des Jom-Kippur Krieges zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn Syrien und Ägypten. Mit der gedrosselten Ölförderung soll eine Revision der „israelfreundlichen“ Politik Westeuropas und Amerikas erzwungen werden.

Im Auftrag des Magazins Der Spiegel ermittelt im Jahr 1974 das Allensbacher Institut für Demoskopie im April eine „Explosion der Ängste“, die sich aber nicht nur auf die ökonomische Lage bezieht. Der neue Stellenwert der psychologischen Wissenschaften trägt nach Frank Biess „zu diesem Wandel ebenso bei wie neue Vorstellungen von Subjektivität, die Gefühlen einen höheren Stellenwert zuwiesen“ und „die offene Artikulation von Angst erlaubten oder gar förderten.“

Ruth Baumgarte in der Galerie Das Fenster, nach 1975

1975-1979

Zu gesellschaftlich sensiblen Themen entstehen die Werke Meditation (1975) und Später Winter (1975).

1975 Wiedereintritt in den Bundesverband Bildender Künstler Ostwestfalen-Lippe. Bis 1985 Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen des Verbandes.

1975 Gründung der Produzentengalerie Das Fenster in Bielefeld, die sie bis 1982 betreibt. Damit fördert sie auch die regionale Kunstszene.

Der ehemalige Feuilletonchef der Neuen Westfälischen, Martin Bodenstein, schrieb in seinem Buch Mimen, Maler und Mimosen: „Das Fenster besaß eine winzige Sitzecke für Enthusiasten, die nicht auf Kunstkomfort, sondern auf komfortable Kunst und obendrein auf Konversation mit ihren Schöpfern Wert legten. Mit ihrer legendären Galerie habe Ruth Baumgarte ‘die Butzenscheiben der Provinz aufgestoßen’.“

1975 Selbstmord ihres Cousins Dieter Noack (geb. 1938).

1976 reist sie nach Korfu. Im Dezember stirbt ihre Tante Anna-Marie Schubert (Dada).

1978 entsteht das Werk Der Entschluss, in dem das gesellschaftlich tabuisierte Thema Selbstmord verarbeitet wird.

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Der Vietnamkrieg geht 1975 zu Ende.
Der Suez-Kanal wird wieder eröffnet.
Die USA, Kanada und fast alle europäischen Staaten verpflichten sich mit dem KSZE-Abkommen zu Frieden, Gewaltlosigkeit und freiem Meinungsaustausch.
In Spanien beginnt nach dem Tod von General Franco mit der konstitutionellen Monarchie eine neue Ära.
Die RAF entführt den CDU-Politiker Peter Lorenz und überfällt die Botschaft in Stockholm. In Stuttgart beginnt der Prozess gegen Ulrike Meinhof und Andreas Baader.

1976 brechen die Unruhen in Soweto (Südafrika) aus und sind ein Symbol des Widerstandes in der Apartheid-Ära.

1977 steht im Zeichen des Terrorismus: Schleyer-Entführung, Entführung der "Landshut" nach Mogadischu, Tod der Stammheimer RAF-Gefangenen - der "Deutsche Herbst" bestimmt die politische Diskussion.
Im Nahen Osten gibt es erste Anzeichen von Entspannung, als Ägyptens Präsident Sadat nach Israel reist.

Die 1978 gedrehte US-amerikanische vier teilige Fernsehserie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ wird im Januar 1979 im deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Zwanzig Millionen Zuschauer sehen die Serie. Die Sendung stellt eine entscheidende Zäsur in der deutschen Wahrnehmung des von Deutschen verübten Völkermordes an den europäischen Juden dar.

Mit der Rückkehr des Schiitenführers Khomenei 1979 wird im Iran die islamische Diktatur eingerichtet.
Der ägyptische Präsident Sadat und Israels Regierungschef Begin unterschreiben einen Friedensvertrag, der besonders von den arabischen Staaten kritisiert wird.
US-Präsident Jimmy Carter kämpft um die Wählergunst.
Der NATO-Doppelbeschluss wird verabschiedet.
Rhodesien, das ehemalige Simbabwe, wird wieder britische Kolonie. Ugandas Diktator Idi Amin flieht nach Libyen.<o:p></o:p>

Ruth Baumgarte, Amalfi 1983

1980-1983

Ab 1980 jährlich mehrmonatige Aufenthalte in Afrika, parallel Reisen durch Europa und immer wieder nach Spanien. Künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, u.a. 1986 nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl. Es entstehen die Bilderfolge Wintertod (1982–1983), ausgehend vom Spanischen Skizzenbuch Bilder zur Spanischen Legende und die Folge A la recherche du temps perdu Lebensabend I (1984), sowie Der Zweifel (1985) und Der Freund (1985).

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In den 1980er Jahren kämpft in Südafrika die unterdrückte schwarze Mehrheit mit Streikwellen, Protestmärschen und auch gewalttätigem Widerstand wie Sabotage und Bombenanschlägen gegen die Unterdrückung durch das Regime. Internationale Sanktionen setzen Südafrika unter Druck.

1980 sorgt der Einmarsch sowjetischer Truppen in Afghanistan für eine Politisierung der Olympischen Sommerspiele in Moskau. Zahlreiche Nationen boykottieren das Ereignis.
Das deutsch-deutsche Verhältnis erreicht seinen Tiefstand und die polnischen Arbeiter erzwingen eine freie Gewerkschaft.

1981 Friedensdemonstration gegen die Stationierung der US-amerikanischen Pershing II Raketen im Bonner Hofgarten mit über 400 000 Demonstranten. In der Bundesrepublik demonstrieren im Jahr Tausende gegen Umweltsünden und für den Frieden.
In Polen wird das Kriegsrecht verhängt, während in Spanien die junge Demokratie ihre erste Bewährungsprobe besteht.

1982 In der Bundesrepublik nach 13 Jahren zu einem Regierungswechsel. Nach dem Auseinanderbrechen der sozialliberalen Koalition wird Helmut Kohl neuer Bundeskanzler. Argentinien und Großbritannien kämpfen um die Falkland-Inseln und der Konflikt im Nahen Osten verschärft sich weiter.

Der internationalen Wirtschaft droht 1983 eine weltweite Krise. In der Bundesrepublik demonstrieren die Menschen für Frieden und Abrüstung.
Die Veröffentlichung der gefälschten Hitler-Tagebücher geht als eine der größten journalistischen Fehlleistungen in die Geschichte ein.

Film

Ruth Baumgarte, 1980er Jahre

1984-1989

1984 Beitritt zum Lippischen Künstlerbund.

Beginn des Afrika-Zyklus, der bis 2011 circa 100 Werke umfasst. Der Zyklus thematisiert die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Umbrüche des afrikanischen Kontinents.

Ab 1985 reflektiert sie in Milieustudien die Spannungsfelder zwischen Individuum und Gesellschaft, Mensch und Natur.

Häufige Begegnungen mit Nichtsesshaften, so auch in New York, wo sie einem Mann, in Eiseskälte nur mit einer Schulterdecke bekleidet, begegnet. Die Erlebnisse führen zu der achtteiligen Zeichnungsserie Nichtseßhaft (ab 1986).

1986 Mitverantwortliche Gründung der Samuelis Baumgarte Galerie, Bielefeld.

Um 1987 Kontaktaufnahme zum staatlichen Kunsthandel der DDR und zur ostdeutschen Kunstszene. Von Gerhard Kettner, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, wird ihr ein Lehrauftrag angeboten.

Seit Ende der 1980er-Jahre freundschaftliche Verbindung zu dem renommierten New Yorker Kunsthändler Joachim Jean Aberbach (1910–1992).

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Die deutsche Politik hat 1984 mit den Auswirkungen von zwei Affären zu kämpfen. Die Absetzung des Generals Günter Kießling nach dubiosen Ermittlungen des Militärischen Abschirmdienstes und die Verwicklung hochrangiger Politiker in die Flick-Affäre schmälern das Ansehen der Regierung.
Der größte Arbeitskampf seit dem Bestehen der Bundesrepublik kann mit einem Kompromiss beendet werden.
Indira Gandhi wird ermordet und Ronald Reagan wiedergewählt.
Im indischen Bhopal und in Mexico-City fordern Gasexplosionen erhebliche Opfer.

1985 wird Michail Gorbatschow neuer Generalsekretär der KPdSU und trifft Ronald Reagan.
Das deutsch-deutsche Verhältnis muss einige Probleme bewältigen.
Im Nahen Osten erreicht der Kampf zwischen Palästinensern und Israelis eine neue Dimension. Ausschreitungen in Fußballstadien fordern zahlreiche Opfer.
Ronald Reagan besucht Bitburg, österreichischer Wein ist mit Glykol versetzt und Joschka Fischer wird der erste grüne Minister.

Am 26. April 1986 ereignet sich im Reaktor-Block 4 in Tschernobyl eine Reaktorkatastrophe.

Das Jahr 1987 wird durch den größten Politskandal der Nachkriegsgeschichte dominiert. Die Affäre um den CDU-Politiker Uwe Barschel und seinen ungeklärten Tod erschüttert die Bundesrepublik.
Der Dialog der Supermächte kann endlich mit Ergebnissen aufwarten. US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Staatspräsident Michael Gorbatschow unterzeichnen einen Abrüstungsvertrag.

Die Abrüstungsbestrebungen der Supermächte machen 1988 weitere Fortschritte.
Der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak endet nach einem erneuten Aufflammen mit einem Friedensabkommen.
Eine Bombenexplosion lässt ein US-Flugzeug über dem schottischen Lockerbie abstürzen. Mehrere hundert Menschen sterben.
In Deutschland hält das Gladbecker Geiseldrama die Menschen in Atem.

1989 Fall der Berliner Mauer. Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Der Kalte Krieg wird faktisch beendet.

Film

Ruth Baumgarte bei den Massai, 1990er Jahre

1990-1994

Ab 1992 intensive internationale Ausstellungstätigkeit, u.a. Ladengalerie Berlin (1991), Frost & Reed Ltd., London (1992), G. W. Einstein Company Inc., New York (1993), Galleria Giulia di Roma, Rom (1994).

Es entstehen die mehrteilige Werkreihe African Landscapes sowie die Werke Wanting to Build a House (1994) und A Man Without Livestock Isn’t a Man (1994).

1993 Erste institutionelle Präsentation der Afrika-Bilder im Kunstverein Paderborn.

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1990 Freilassung von Nelson Mandela nach 27 Jahren Haft als politischer Gefangener; Ende der Apartheid.
Im Juli 1990 treffen sich Bundeskanzler Kohl und Präsident Gorbatschow zu Gesprächen im Kaukasus. Gorbatschow billigt einem vereinten Deutschland die volle Souveränität und die freie Wahl der Bündniszugehörigkeit zu. Auch zeichnet sich mit der Unabhängigkeitserklärung einiger Mitgliedsstaaten das Ende der Sowjetunion ab, die dann 1991 tatsächlich zusammenbricht.

Im Jahr 1991 bestimmen insbesondere der Zweite Golfkrieg, die Kriege im ehemaligen Jugoslawien und die endgültige Auflösung der Sowjetunion das Weltgeschehen. Nach dem Augustputsch in Moskau erklären zahlreiche Unionsrepubliken ihre Unabhängigkeit. Seitdem gibt es zahlreiche postsowjetische Staaten; der größte von ihnen ist Russland.

1992 entpuppt sich der geplante Aufbau Ost zunächst eher als Abbau. Eine rückläufige Konjunktur hat in Ostdeutschland Entlassungen im großen Stil zur Folge. In den USA löst der Demokrat Bill Clinton den Republikaner George Bush als Präsident ab. Geschockt blickt die Welt auf die Bundesrepublik. In Rostock-Lichtenhagen randalieren Neonazis vier Tage lang unter dem Applaus der Anwohner und ohne Störungen durch die Polizei.

1993 legen Jürgen W. Möllemann, Björn Engholm und viele andere Politiker ihre Ämter nieder. Der Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Familie in Solingen erschüttert die Republik. Hoffnungsschimmer für den Frieden im Nahen Osten: In Washington setzen sich PLO-Führer Jassir Arafat und der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin an einen Tisch.

1994 findet ein Wahlmarathon in Deutschland statt - 20 Mal sind die Bürger und Bürgerinnen zum Urnengang aufgefordert. Roman Herzog tritt sein Amt als Bundespräsident an. Zum Ende des Jahres 1994 stellt die Treuhandanstalt ihre Arbeit ein. Beim Untergang der Ostseefähre "Estonia" sterben 900 Menschen.

Film

Ruth Baumgarte auf der FIAC Paris, 1995

1995-1999

In den Jahren 1995–1997 entsteht das monumentale Triptychon Turn of the Fire.

Große Einzelausstellung in der renommierten Stichting Veranneman, Kruishoutem/Belgien (1996).

Es folgt die Soloausstellung in der Galleria Marieschi di Monza, Monza (1997).

Reisen nach Spanien (Ibiza), wo sie u. a. auch den ZERO-Künstler Heinz Mack und den Autor Martin Suter trifft.

1999 Tod von Hans Baumgarte.

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Nach fast vier Jahren Blutvergießen in Bosnien unterzeichnen 1995 die Kriegsgegner unter westlichem Druck in Dayton ein Abkommen. 50 Jahre nach Kriegsende sind deutsche Soldaten im Rahmen einer internationalen Friedensmission auf dem Balkan.
Der israelische Ministerpräsident Rabin wird während einer Friedensdemonstration erschossen.

Der Brandanschlag auf ein Lübecker Asylbewerberheim erschüttert 1996 die Republik.
In den USA wird Präsident Clinton wiedergewählt. In Tschetschenien herrscht Krieg.

1997 findet die Rückgabe Hong Kongs an China statt.
In Deutschland protestieren Tausende gegen Castor-Transporte.

1998 bestimmen der Machtwechsel in Bonn und der Beginn der Kosovo-Krise die politische Berichterstattung. Die Menschen in der Bundesrepublik werden durch die Unglücke von Eschede und Cavalese erschüttert.

1999 sorgt vor allem die CDU-Spendenaffäre innenpolitisch für Aufregung.
Der Kosovo-Krieg ist international das bestimmende Thema.

Ruth Baumgarte mit Susan Aberbach und Alexander Baumgarte, New York, 2001

2000-2011

2000 Reisen nach Afrika, Italien, Spanien (Ibiza), USA und Großbritannien

2000 Einzelausstellung Visiones Africanas, Sala Pelaires Galeria d’Art, Palma de Mallorca

2001 Einzelausstellung African Visions, Susan Aberbach Fine Art, Fuller Building, New York

2002 Einzelausstellung Galerie Schloss Mochental, Ehingen

2004 Einzelausstellung Galleria Marieschi di Milano, Mailand

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In den USA beschäftigt 2000 der knappe Wahlsieg für George W. Bush bei der Präsidentschaftswahl die Gerichte. Im Nahen Osten flammt erneut die Gewalt auf. In Serbien erzwingt das Volk den Machtwechsel.

Der 11. September 2001 verändert die Welt. Seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York führen die USA einen „Krieg gegen den Terrorismus“. In vielen westlichen Staaten werden scharfe Anti-Terror-Gesetze erlassen.

2002 erschüttern Katastrophen und wirtschaftliche Krisen die Deutschen. Das Hochwasser an Elbe, Mulde, Havel und Donau fordert 20 Todesopfer, macht Zehntausende obdachlos und richtet Milliardenschäden an. Nach den Wassermassen folgt die Spendenflut, die bundesweit über 250 Millionen Euro in die Katastrophengebiete schwemmt.

Die Angst vor dem internationalen Terrorismus und einem drohenden Irak-Krieg verunsichern die Menschen.
Das Jahr 2003 wird von Beginn an durch den Krieg im Irak geprägt. Die Deutschen stehen fest hinter der Regierung, als diese sich gegen den Krieg im Irak ausspricht.

Die Wähler in den USA entscheiden 2004 sich mit der erneuten Wahl von George W. Bush für Kontinuität.

2005 stirbt Papst Johannes Paul II. Sein Nachfolger wird Kardinal Joseph Ratzinger als Benedikt XVI. Am 1. Juli stellt der amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder im Deutschen Bundestag die Vertrauensfrage. Nach der Wahl einigen sich die SPD und die CDU/CSU auf eine Große Koalition. Angela Merkel wird vom Bundestag zur Kanzlerin gewählt.

2006 sind rund 5 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job. Deutschland erlebt als gastgebendes Land der 18. Fußballweltmeisterschaft ein wahres Sommermärchen.

2007 gewinnt Nicolas Sarkozy die französische Präsidentschaftswahl.
Der Klimawandel macht sich in diesem Jahr mit vielen Unwettern und extremen Wetterlagen mehr als deutlich bemerkbar. Im Januar richtet der Orkan „Kyrill“ über weiten Teilen Europas enorme Schäden an. 34 Menschen werden Opfer dieses schweren Sturms. Allein in Deutschland entsteht ein Sachschaden von ungefähr 8 Milliarden Euro. Weitere Sommer-Unwetter in Mitteleuropa schliessen sich an.

2008 dominieren im Sommer die XXIX. Olympischen Spiele in Peking. Trotz der anhaltenden Kritik der Weltöffentlichkeit an den Menschenrechtsverletzungen in China, sehen Millionen Menschen eine grandiose Eröffnungsfeier. Nur drei Monate zuvor erschüttert ein schweres Erdbeben der Stärke 7,9, bei dem mehr als 70.000 Menschen ums Leben kamen, das Land.
In den USA wird Barack Obama als erster Afroamerikaner am 4. November zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt.

In Deutschland kommt es 2009 zu einer unerwarteten Folge der Bauarbeiten beim Ausbau der Kölner Stadtbahn. Dabei stürzt ein Haus zusammen, in dem das Historische Stadtarchiv untergebracht ist. Eine architektonische Meisterleistung hingegen wird im höchsten Wolkenkratzer der Welt vollendet: der Burdsch Chalifa in Dubai hat eine Höhe von 828 Metern.
In seinem ersten Jahr als US-Präsident erhält Barack Obama für seine außergewöhnlichen Bemühungen in Sachen internationale Diplomatie und Zusammenarbeit zwischen den Völkern den Friedensnobelpreis.

2010 Umweltkatastrophen: Erdbeben in Haiti, China und Chile, der Monsun, der weite Teile Pakistans überflutet, tausende Brände in Russland und Hochwasser im Ostteil Deutschlands.

Bei der Loveparade in Duisburg sterben bei einer Massenpanik mehr als 20 Menschen und über 500 Menschen erleiden teilweise sehr schwere Verletzungen. Im Golf von Mexiko ereignet sich die schlimmste Ölkatastrophe in der Geschichte der USA bei einer Explosion der Ölplattform Deepwater Horizon.

Ruth Baumgarte und die UFA-Schauspielerin Gisela Uhlen bei einer Ausstellungseröffnung in Bielefeld, 2005

2011-2013

Letztes Selbstbildnis (unvollendet). Das letzte Werk des Afrika-Zyklus, Afrikanische Komposition bleibt unvollendet.

2012 Gründung der Kunststiftung Ruth Baumgarte.

Am 7. Februar 2013 stirbt Ruth Baumgarte in Bielefeld.

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2011 ist ein Jahr grundlegenden Wandels und verheerender Katastrophen. In Nordafrika fegt der „Arabische Frühling“ langjährige Machthaber aus dem Amt. Im Nordosten Japans zerstören ein schweres Erdbeben und ein anschließender Tsunami weite Landstriche und lösen im AKW Fukushima I die schwerste nukleare Katastrophe seit Tschernobyl aus. Dies führt in Deutschland zur Abkehr von der Kernenergie und hilft den Grünen bei einer Reihe von Landtagswahlen.

Dauerthemen des Jahres 2012 sind die Eurokrise, wegweisende Entscheidungen sowie die US-Wahl.

2013 beginnt US-Präsident Obama seine zweite Amtszeit, Kanzlerin Merkel die dritte.
Papst Benedikt XVI. tritt als erster Papst jemals zurück. Ansonsten steht das Jahr im Zeichen von NSA und NSU.

Film zum 100. Geburtstag